Unser Name
Der Name "Ghibellinia" leitet sich, anders als bei den meisten anderen Verbindungen, weder von einem Städte- oder Landschaftsnamen noch von einer Stammesbezeichnung ab.
Der Name kommt vielmehr aus dem mittelalterlichen Oberitalien, in dem die Guelfen und die Ghibellinen zwei große Parteien bildeten. Die Guelfen und Ghibellinen stellten das italienische Pendant zu den Fürstenhäusern der Welfen und Staufer und deren Anhänger im Heiligen Römischen Reich dar. "Guelfi" ist die italienische Bezeichnung für Welfen, wohingegen sich die Bezeichnung "Ghibellini" aus dem "Gut Waiblingen", einem schwäbischen Besitz der Staufer, herleitet.
Anfang des 13. Jahrhunderts konkurrierten der Welfe Otto IV. und der Staufer Friedrich II. um die Kaiserkrone, wobei sich aus den politischen Gegensätzen ihrer italienischen Anhänger die Parteien der Guelfen und Ghibellinen formierten.
Doch schon Mitte des 13. Jahrhunderts entfernte man sich von dem ursprünglich staufisch-welfischen Thronkonflikt und verlagerte die Auseinandersetzung auf eine allgemeinere Ebene: Die Guelfen standen fortan für das Papsttum und gegen das Kaisertum in Italien, und setzten sich für föderalistische Strukturen mit unabhängigen Fürstentümern und Stadtrepubliken ein. Die Ghibellinen galten nunmehr als antipäpstlich und als Verfechter des Kaisertums, sie befürworteten einen Verbleib Oberitaliens im Heiligen Römischen Reich.
Die führenden Adelsfamilien standen auf Seite der Ghibellinen, die großen Städte auf Seite der Guelfen. Zunehmende politische und militärische Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien spalteten zusehends das mittelalterliche Italien. In Florenz, einer den Guelfen zugeneigten Stadt, kam es sogar zu einem zehnjährigen Bürgerkrieg, der im Jahre 1266 mit der Vertreibung der Ghibellinen aus der Stadt endete.
Als im 14. Jahrhundert die Kaiser in Italien zunehmend an Einfluss verloren, wurde der Konflikt auf lokalpolitischer Ebene mit den unterschiedlichsten Interessen fortgeführt, wobei man sich traditioneller sowie vererbter Vorurteile und der Wirkung der Namen bediente. Im Jahre 1334 verbot Papst Benedict XIII. den Gebrauch dieser Namen, jedoch wurden Verfechter des unitarischen Zentralismus und des Einigungsgedankens bis in das 17. Jahrhundert als "Ghibellinen" bezeichnet.
Als sich die Turnerschaft Ghibellinia im Wintersemester 1895/1896 für diesen Namen entschied, wurde er vom Prorektor der Universität zunächst nicht genehmigt, da er "politisches Gepräge trage, an den Gegensatz der Welfen zu den Preußischgesinnten erinnere und deshalb nicht von einer Korporation Göttingens [der ehemals welfischen Landesuniversität] getragen werden dürfe!". Erst im Mai 1896 genehmigte das Rektorat den Namen.